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Von Wählscheibe zu Multizell – das Telefon im SmartHome

Eine schnurlose Telefonanlage gehört inzwischen wohl überall zu Standard. Und für die jüngere Generation sind die heutigen Geräte längst auch das normalste auf der Welt. Unsereins hat ja die Entwicklung vom Gilb-Apparat mit Wählscheibe, über ein paar buntere Varianten, manche sogar mit Tasten, bis hin zum hyperschicken Modell „Dallas“, alle verkabelt an an fest verschraubter Wanddose, miterleben dürfen. Ganz Mutige wagten später erste schnurlose Versuche mit heimlich aus dem Ausland importierten Funktelefonen. In jeder besseren US tv-soap war schließlich zu sehen, wir man samt ausgefahrener Teleskopantenne den Hörer lässig ungebunden an die Schulter klemmen konnte. Die Dinger waren zwar cool, aber leider mit absolut mieser Gesprächsqualität, von jedem billigen Scanner abhörbar und dazu noch hochgradig illegal. Ich sage nur „Peilwagen“…

Das besserte sich erst so Mitte der 80er. Mit den Funkstandards CT1-3 erlaubte auch die Post endlich die legale Nutzung von Schnurlostelefonen. Natürlich klobig, schwer, und mit vergleichsweise kurzer Akkulaufzeit. Aber immerhin, die Sprachqualität war fürs analoge Netz schon ganz ordentlich.

Schon seit den frühen 90ern hat sich dann DECT als Funkstandard etabliert und durchgesetzt. Praktisch alle aktuell erhältlichen Produkte, sowohl consumer als auch professional, basieren auf DECT. Hohe Reichweite, geringer Energiebedarf, weitgehend abhörsicher, herstellerübergreifend kompatibel und top Sprachqualität, sogar für ISDN Verwöhnte.

Das Installationsschema ist überall gleich: ein oder mehrere Handapparate werden per Funk mit einer verkabelten Basisstation gekoppelt und sind fortan als „Nebenstellen“ im Bereich der Funkversorgung erreichbar. Egal ob FritzBox oder von Panasonic, irgendwo im Haus gibt es die zentrale Funkstation, die somit auch den Umkreis der Reichweite festlegt. Da DECT ein digitaler Funkstandard ist, gibt es auch nicht ein langsames schlechtwerden der Verbindung, wenn man aus der Reichweite hinaus geht. Den einen Meter hat man noch gute Verbindung, nach dem nächsten Schritt ist Funkstille.

Zwar gibt es mit s.g. DECT Repeatern die Möglichkeit, das Funknetz zu erweitern, aber die Auswahl an Produkten ist spärlich und auch nicht immer ganz einfach zu installieren, ich spreche leider aus eigener Erfahrung. Und irgendwie haben doch alle per Funk erweiterten Funknetze das Problem, dass nur in guter Empfangslage platzierte Verstärker auch eine gute Verbindung liefern.  Ist häufig schwierig zu ermitteln, welches die optimalen Positionen für Repeater sind.

Bestimmt haben viele Eigenheimbesitzer das gleiche Problem wie wir zuhause auch: die FritzBox hängt im Kelleraufgang (nämlich da, wo die Versorger mit Ihren Leitungen aus der Wand kommen) und versorgt mit DECT ziemlich gut das innere des Hauses. Vom Keller bis zum Dach haben wir eigentlich guten Telefon-Empfang. Aber schon im Vorgarten und auf der hinteren Terrasse kommt es manchmal zu Abbrüchen, weiter im Garten oder gar in der Garage ist es zappenduster in Sachen Telefon. Ein im Wohnzimmer auf der Fensterbank platzierter Repeater hilft zwar mit den Funkwellen, wirft aber neue Probleme in Sachen w-a-f auf. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, wie toll die Dame meines Herzens den schwarzen Kasten, samt Kabel und heller gelber Leuchtdiode mitten zwischen allerlei Blumentöpfen und sonstiger Deko, findet.

Die vernünftigen Lösungen mit eigenen Funkzellen und dem s.g. automatischen handover während einer Verbindung waren bisher nur für professionelle Installationen z.B. auf Werksgeländen zu finden (und zu bezahlen…). Und damit kommen wir zum Thema des Artikels: DECT-Telefon Hersteller Gigaset (früher Siemens, heute eigenständig) hat eine Lösung im Programm, die auch für ambitionierte SmartHome Ausstatter passen könnte:

Zum Aufbau eines Multizellen DECT Netzes benötigt man den s.g. DECT Manager (N720 DM) und ein oder mehrere Basisstationen (N720 IP Pro). Alle Module müssen per Ethernet an einem gemeinsamen LAN angeschlossen sein und es lassen sich DM je bis zu 100 Benutzer/SIP-Accounts/Mobilteile konfigurieren. Die maximal Ausbaustufe mit der aktuellen Firmware könnte bis zu 30 Basisstationen umfassen. Damit lässt sich bestimmt auch noch der Buckingham Palace gut ausleuchten.

Installationsschema für multiplen DECT

Das ganze ist also rein IP basiert. Wenn noch ein klassischer Anschluss oder ISDN-Leitungen vorhanden sind, wird also eine zusätzliche Telefonanlage (oder z.B. FritzBox) benötigt.

Das Problem mit dem Aufstellen und dem Verkabeln hat man bei dieser Variante natürlich auch.  Ich selber würde im Falle einer Grundrenovierung oder gar eines Neubaus auf jeden Fall auch Netzwerkanschlüsse und die unsichtbare Anbringung von DECT Basisstationen einplanen. Für Endkunden gestaltet sich die Beschaffung aber schwieriger als bei der consumer-linie von Gigaset. Über die Homepage erhält man Empfehlungen für Fachbetriebe, die sich um Beratung, Lieferung und Aufbau kümmern.

Weitere Informationen unter: http://www.gigaset.com/de_DE/shop/n720-dect-ip-multicell.html

About Frank Thomsen

Schon 1999 gründete Frank Thomsen die "Hausmatic development GmbH", mit dem Ziel einen IP-basierten SmartHome Standard zu etablieren. Damals der Zeit leider zu weit voraus, musste die Entwicklung aus finanzielle Gründen nach ein paar Jahren wieder eingestellt werden. Trotzdem ist er dieser Leidenschaft immer treu geblieben, und ist seitdem u.a. als freier Berater und Autor in Sachen SmartHome tätig. Zudem ist er Geschäftsführer eines Unternehmens für die Entwicklung individueller Softwarelösungen und, gemeinsam mit einem kleinen Team, als selbständiger IT-Berater, insbesondere für Business-Anwendungen in der Apple-Welt, tätig.

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